Am 31. Oktober trafen sich die vier Tiroler Sakramentsgarden, um das 10-Jahres Jubiläum der Gründung des Landesverbandes und der Verleihung des UNESCO-Kulturerbes im Jahre 2013 zu feiern. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und zahlreichen Fahnenabordnungen befreundeter Vereine zelebrierter Dekan Jakob Patsch gemeinsam mit dem Garde-Präses Pater Volker OFM den Festgottesdienst in der Allerheiligenkirche zu Hall.

Der Obmann des „Bundes der Sakramentsgarden in Tirol“ Reinhard Spötl begrüßte am Stiftsplatz die vier letzten Tiroler Garden, die schon seit Jahrhunderten ihren ehrenvollen Dienst versehen: die Salva Guardia zu Schwaz, die Partisanerbünde von Volders und Thaur, sowie die Partisaner Garde zu Hall in Tirol.

Bei der anschließenden Festversammlung im Kurhaus sprach als Festredner Christoph Sailer, Vorsitzender des Haller Kulturausschusses, über die Bedeutung von Brauchtum für die Gesellschaft. Ludwig Spötl, der Chronist der Haller Partisaner Garde, zeigte anhand neu entdeckter Fotos, dass die Tiroler Sakramentsgarden bereits vor genau 120 Jahren gemeinsam in Hall aufgetreten sind, und zwar anlässlich der Einweihung des bekannten Mosaiks an der Fassade des Haller Guarinoni-Hauses im Jahre 1903.

Weitere Höhepunkte gemeinsamer Ausrückungen waren der Besuch von Papst Johannes Paul II im Bergiselstadion 1988, der Landesfestumzug 2009 und die Weihe von Bischof Hermann 2017. Der Tiroler Landesverband pflegt auch Kontakte zu vergleichbaren Garden im Ausland, wie zum Beispiel beim Besuch der „Eucharistischen Garden“ der Diözese Essen im Jahre 2019. Karl Wurzer von der Volderer Garde berichtete über die von ihm damals geführte Bewerbung um das Kulturerbe der UNESCO, welche Kriterien zu erfüllen waren und wie durch die Beschäftigung der Sakramentsgarden mit ihrer Geschichte und Aufgaben das eigene Identitätsbewusstsein gestärkt wurde. Entscheidend für die Aufnahme als immaterielles Kulturerbe waren die positiven Gutachten von Prof. Nussbaumer (Mozarteum) und Direktor Berger (Ferdinandeum).

Die wesentliche Aufgabe der Sakramentsgarden ist das Ehren- und Schutzgeleit des Allerheiligsten bei Prozessionen im öffentlichen Raum, und sie erfüllen damit genau die Vorgaben der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ der UNO, wo es im Artikel 18 heißt: „Jeder hat das Recht …. auf Religionsfreiheit, … sowie die Freiheit, seine Religion …, öffentlich … zu bekennen.“  Dass dieses Recht leider in vielen Ländern der Welt nicht gegeben ist, berichtete Dekan Patsch in seiner Predigt: noch nie wurden so viele Menschen wie heute wegen ihrer Religion verfolgt und ermordet, davon 75% Christen.